Auf die Chemie kommt’s an

Wie die Unternehmensnachfolge bei Kraft Maschinenbau erfolgreich war

Wenn man Markus Hüllmann fragt, worauf es bei einer erfolgreichen Unternehmensübergabe ankommt, dann lässt sich seine Antwort auf einen Nenner bringen: „Die Chemie muss stimmen.“ Zwischen scheidendem Firmenchef und Nachfolger, zwischen beiden und der Bank, zwischen neuer Geschäftsführung und den Mitarbeitern. Der 48-Jährige muss es wissen. Zum 1. Januar 2016 hat er als Externer die Mehrheit am Rietberger Traditionsunternehmen Kraft Maschinenbau übernommen. Der bisherige Inhaber Ferdinand Kraft will sich mittelfristig in den Ruhestand verabschieden. Unterstützt wurden die beiden Partner dabei von der Volksbank Bielefeld-Gütersloh.


Mit der Übergabe des 200 Jahre alten Betriebs an Markus Hüllmann hat Ferdinand Kraft etwas geschafft, was viele Unternehmen, die vor einem Übergang stehen, vor große Herausforderungen stellt: rechtzeitig einen geeigneten Nachfolger zu finden und den Generationswechsel einzuleiten. Rund 40 Prozent von ihnen scheitern an dieser Aufgabe. Im Fall des Rietberger Betriebs ist Ferdinand Kraft vorerst weiterhin als Geschäftsführer dabei und unterstützt im Tandem mit Hüllmann als geschäftsführendem Gesellschafter. Dieser war zuvor 20 Jahre lang bei der Düsseldorfer GEA Group tätig – zuletzt als Vorstandsmitglied.

Dass die Geschäftsführung eines in Privatbesitz befindlichen Betriebs an jemanden von außen geht, ist eine Seltenheit: Auf gerade einmal zehn Prozent der Fälle trifft dieses Szenario zu. Bei 44 Prozent der Firmen rücken Sohn oder Tochter nach. Und noch etwas war anders im Fall von Kraft Maschinenbau, erinnert sich Jürgen Erlenkötter. Der Firmenkundenberater der Volksbank Bielefeld-Gütersloh betreut die GmbH seit mehreren Jahren, hat auch den Übernahmeprozess intensiv begleitet. „In der Regel möchte der bisherige Unternehmer ausschließlich einen guten Verkaufspreis erzielen“, erläutert er. „Hierdurch ergeben sich in der Finanzierung hohe Ansprüche. Bei Kraft Maschinenbau ging es jedoch vor allem um die Übernahme der Firmenphilosophie – das war Ferdinand Kraft sehr wichtig. Zudem sollte die Zukunft der Mitarbeiter im Unternehmen gesichert sein.“

Dass dieser Wunsch am Ende von Erfolg gekrönt war, verdankte Ferdinand Kraft gewissermaßen einem glücklichen Zufall. Er und Markus Hüllmann kannten sich aus dem Rotary Club Rheda-Wiedenbrück. „Ich komme ja selbst aus dem Maschinenbau – und deswegen hatte ich immer schon ein wenig auf die Firma Kraft geschaut“, erinnert sich Markus Hüllmann noch an die Zeit vor der ersten richtigen Kontaktaufnahme. „Ich wusste, dass Ferdinand Kraft vor einem Generationswechsel stand und habe dann über einen gemeinsamen Freund ganz leise angeklopft.“ Es folgten viele gemeinsame Gespräche, ein gegenseitiges Kennenlernen. „Es muss schließlich passen. Das ist schon etwas anderes als ein Autokauf“, so Markus Hüllmann. Doch die Chemie auf allen Seiten stimmte. 2015 wurde die Volksbank Bielefeld-Gütersloh als langjährige Hausbank für die konkreten Übergabegespräche mit ins Boot geholt. Erlenkötter: „Unser Ziel ist, Unternehmen und Unternehmer bei der Realisierung ihrer Ziele und Planungen zu unterstützen. Und wir punkten mit schnellen Kreditentscheidungs-Prozessen.“ Somit folgte die Finanzierungszusage schnell, zudem unterstützte das Haus bei den vertraglichen Regelungen rund um die Übernahme. Zum 1. Januar 2016 übernahm Hüllmann die Mehrheit, ist seitdem geschäftsführender Gesellschafter.

Bild: Firmensitz der G. KRAFT Maschinenbau GmbH in Rietberg-Mastholte (FOTO: G. Kraft Maschinenbau GmbH)

„Dieser Fall war ein absoluter Glückstreffer, die Übergabe lief sehr reibungslos“, blickt Firmenkundenbetreuer Jürgen Erlenkötter auf diese Phase zurück. „Es herrschte eine sehr gute Atmosphäre, geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen zwischen Seniorchef und Nachfolger.“ Das kann Markus Hüllmann bestätigen. „Aber das ist kein Selbstläufer. Dahinter steckt viel Arbeit“, räumt er ein. Eine offene Gesprächskultur, auch bei Meinungsverschiedenheiten, sei wichtig. Und Jürgen Erlenkötter ergänzt: „Der scheidende Chef muss zudem innerlich bereit sein, sein Unternehmen zu übergeben und loszulassen. Er muss dem Käufer die Chance geben, den Betrieb erfolgreich fortzuführen.“

Die Firma Kraft Maschinenbau hat diesen Übergang geschafft. Markus Hüllmann hat zudem einen weiteren Tipp für Existenzgründer und Unternehmensnachfolger parat: „Jeder sollte sich gut überlegen, was er tut und ob er es kann. Man muss der Verantwortung für die Mitarbeiter ebenso wie für die Firma gerecht werden.“ Ein Ratschlag, den Jürgen Erlenkötter so unterschreiben kann: „Der neue Unternehmer muss wirklich ein Unternehmer sein“, betont der Volksbank-Experte. „Und sollte der Nachfolger aus der Familie stammen, schadet es nicht, neben einer adäquaten Ausbildung auch noch Berufserfahrung aus anderen Unternehmen mitzubringen – quasi einmal über den Tellerrand zu schauen.“

Der Firma Kraft Maschinenbau wird Jürgen Erlenkötter auch unter dem neuen Chef weiter beratend zur Seite stehen. „Wir haben einen regen Austausch zu unternehmerischen Aspekten wie Firmenstruktur und -prozessen“, beschreibt Markus Hüllmann, was er an der genossenschaftlichen Volksbank Bielefeld-Gütersloh schätzt. „Ich lege Wert auf das Feedback, und gleichzeitig ist das die Basis für ein gutes Vertrauensverhältnis. Diesen persönlichen Kontakt möchte ich nicht missen – denn das ist das, was eine regionale Bank von anderen abhebt.“

 

 

Info:


    In vielen Gesprächen mit Firmenkunden ist die Unternehmensnachfolge zentrales Thema: Die Erfahrung zeigt, Angebote und Gesuche sind vorhanden – sie müssen nur zusammenfinden. Die Unternehmens- und Praxisbörse der Volksbank Bielefeld-Gütersloh hilft einen passenden Nachfolger zu finden.

 


    Die G. KRAFT Maschinenbau GmbH aus Rietberg-Mastholte ist ein weltweit tätiger Sondermaschinenbauer mit rund 300 Mitarbeitern. Gegründet wurde er 1816 als Schmiede für den Wagenbau. In den vergangenen Jahren hat sich Kraft Maschinenbau mit hochadaptiven Verfahren rund um das Thema Industrie 4.0 einen Namen gemacht, mit hoher Durchsatzleistung bei größtmöglicher Flexibilität.


 

Bild: Die Chemie stimmt zwischen Volksbank-Firmenkundenbetreuer Jürgen Erlenkötter (li.) und Kraft-Maschinenbau Geschäftsführer Markus Hüllmann.